High Intensity Training
  Der Tag, an dem mein Bewusstsein fortging
 
Gepostet von User  IGF - 1 auf Ironsport


Zuerst war alles ganz normal. Wie immer aufwachen vorm Wecker, Frühstück, duschen, zur Arbeit fahren, Labor betreten. Wie an jedem Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag in diesem Monat. Außer an den Feiertagen. Doch dieser Tag war kein Feiertag. Dieser Tag war ein Arbeitstag. „ Das kann ja ein lustiger Arbeitstag werden “, dachte ich mir noch. An jenem Tag. Ein ganz gewöhnlicher Tag also. Ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag genauer gesagt. Dass es doch kein gewöhnlicher Tag werden würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die - ganz normale - Vormittagspause war noch nicht ganz vorbei, als es passierte.

Von einem Passieren kann in diesem Zusammenhang eigentlich gar nicht gesprochen werden. Es war kein Zufall. Es war eher mehr ein Überfallenwerden. Es war das Gegenteil von Überfallenwerden. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel geschah es, auf einmal, total plötzlich. Ich erschrak nicht.

Es war der Moment als mein Bewusstsein fort ging. Aber das wusste ich in dem Moment nicht. Genauer gesagt wusste ich nicht, dass ich es nicht wusste. Wie ist das, wenn das Bewusstsein fort gegangen ist?

Man kann ja nicht sagen, man ist dann wie ein Stein, weil „wie“ ja heisst, einen Vergleich zu ziehen. Den Vergleich zwischen einem simplen Stein und einem selbst. Der Vergleich wäre ja durchaus angebracht, könnte man Vergleiche überhaupt ziehen. Vergleichen geht dann aber nicht mehr so ohne weiteres. So ohne Bewusstsein.

Was tut man so ohne Bewusstsein? Was tut ein Stein? Steint ein Stein? Ein Stein hat es ja insofern gut, als dass er nicht mehr zu versteinern braucht, weil er ja bereits steinern ist. Steint ein Stein so vor sich hin? Steine können ja nur Steine sein. Menschen hingegen können unmenschlich sein, ein Stein aber kein Unstein.

Warum?

Ein Stein fängt ja wo an und hört wo auf, sonst wäre ein Stein ja das Universum. Also ubiquitär sozusagen. Wäre mir – so bewusstseinlos – das eingefallen, wäre mir wohl auch aufgefallen, dass ich nicht wie ein Stein bin, weil ein Stein ja nicht überall sein kann. Ich hingegen war ja nirgends. Nicht nirgends. Ohne irgendwo zu sein war ich nicht nicht-verschwunden, aber auch nicht nicht-da.

Weil zum Verschwunden sein muss es ja ein vor-dem-Verschwinden geben und ein oder kein nach - dem - Verschwinden sein.

Das Sein musste dann ja aufgehört sein, zu sein. Sich aufgehört haben. Das war aber alles nicht der Fall, weil es kein vorher und kein nachher mehr gab. Ja gar nicht geben konnte. Man konnte auch nicht sagen „ab da“ oder „ab diesem Moment“, das ging nicht mehr. Aber man konnte auch nicht sagen „nicht mehr“ weil da braucht es ja schon wieder eines Vorher und eines Nachher.

Alles in allem konnte man also nicht fragen WIE denn das sei so ohne Bewusstsein. Aber sehen, das konnte man. Zwar nicht im Sinne von können, also etwas tun, wozu man in der Lage ist. Sehen im Sinne von sein und nicht-sein ohne jetz das eine oder andere zu sein, denn das nicht-sein kann ja so gesehen nicht sein.

Man könnte sagen, vergisst man alles sofort, noch bevor man sich daran erinnert, dann wäre das, wie wenn das Bewusstsein weggeht. Das Vergessen vergessen. Vergisst man, wenn man aufs vergessen vergisst?

Ob so was schlimm ist kann auch nicht gefragt werden,
Gewehrt habe ich mich auf jeden Fall nicht. Und mich auch nicht gefragt „Ja, ich könnts ja mal brauchen“ oder so. Fragen stellte ich mir ab dem Tag ohnehin keine.

Wenn man fragen würde, wie ist es, wenn alles nur ist, aber nichts wie etwas ist. Die Antwort würde lauten: „Es ist.“. Der Satz bricht an dieser Stelle nicht ab, er ist aber auch nicht zu Ende oder am Ende, weil der Satz ist. Nicht schon oder bereits. Das ist der einzige Satz, der gleich ist, wie das was er aussagt.

Jedenfalls war an dem Tag alles. Nichts war wie oder so oder so. Oder anders. Ich war nicht ich, die anderen die anderen. Alles war. Zu ärgern gab es ja nichts. Anzuschauen gab es ja nichts, weil alles zu sehen war, ohne dass es dafür sichtbar hätte sein müssen.

Wahr nehmen. Wahr war es. Es war und es war wahr.
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich es mochte. Am Tag, als mein Bewusstsein fort ging.

MfG


Autor : IGF -1

 
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